Erfahrungsbericht zum SIGMA Rox 11.1 Evo

Hallo zusammen! In meiner Freizeit fahre ich gerne Fahrrad, und um meine Liebe zur Technik mit dem Sport zu verbinden, zeichne ich meine Fahrten gerne auf und archiviere sie dann mit MyTourbook.

Da der Akku meines alten GPS-Gerätes schon sehr schwach geworden ist, und es vom Hersteller nicht mehr unterstützt oder mit Kartenupdates versorgt wird, habe ich mich entschlossen, ein neues zu kaufen. Meine Wahl fiel dabei auf das SIGMA Rox 11.1 Evo, da es günstiger als vergleichbare Geräte ist, und über ein paar nette Funktionen verfügt.

Meine ersten Eindrücke und Erfahrungen mit diesem Gerät möchte ich nun teilen. Bitte bedenkt, dass das hier kein vollständiger Test oder eine Produktbeschreibung sein soll — dafür gibt es andere Anlaufstellen im Internet. Stattdessen gibt es meine subjektiven Gedanken, gefärbt von meiner Linux-Nutzer-Brille und meiner Betonung auf den Datenschutz :-)

Meine Erwartungen

Für mich sind hauptsächlich zwei Funktionen wichtig: Zum einen die GPS-Aufnahme von Radtouren, und zum anderen das Navigieren anhand einer vorgeplanten Strecke.

Für beide Funktionen konnte mein altes Navigationsgerät GPX Dateien verwenden. Aufnahmen wurden als GPX auf den PC geladen, und geplante Strecken konnten als GPX auf das Gerät kopiert werden, sodass man dann entlang dieser Strecke geführt wurde.

Diese Arbeitsweise hat für mich mehrere Vorteile: Zum einen sind GPX Dateien weit verbreitet und können von vielen Tools verarbeitet werden, sodass es einfach ist, die Aufzeichnungen noch anzupassen (und z.B. mehrere Strecken zu kombinieren). Aber das Format an sich ist nicht die Hauptsache, schließlich kann man hier auch mit Programmen wie gpsbabel zwischen verschiedenen Formaten konvertieren. Viel wichtiger ist, dass man überhaupt einfach auf die Dateien zugreifen kann (und keine Umwege über Cloud-Speicher-Exporte oder ähnliches gehen muss).

Der zweite Punkt ist, dass sich so Tools wie BRouter gut nutzen lassen, mit denen ich eine Strecke planen und dann exportieren kann. Das produziert nicht nur gute Ergebnisse, sondern funktioniert auch sehr datensparsam und kann nach Belieben angepasst werden (z.B. durch andere Routingprofile).

Die beiden vorherigen Punkte werden durch den letzten Punkt ergänzt: Gute Linux-Unterstützung. Wenn das Gerät als Wechseldatenträger erkannt wird, und "stinknormale" GPX-Dateien schluckt, ist es unter Linux gut nutzbar. Anders sieht es aus, wenn man proprietäre Dateiformate oder Synchronisationssoftware benötigt.

Die Vorteile des Rox

Das Rox ist kein echtes Navigationsgerät, sondern eher ein erweiterter Fahrradcomputer mit GPS-Unterstützung. Er wird als "Trainigspartner" beworben, dessen Fokus auf der Aufzeichung der sportlichen Aktivität liegt — dazu kann es auch mit vielen externen Sensoren gekoppelt werden, die etwa Puls oder Trittfrequenz messen.

Die Navigation ist dabei eher rudimentär: Es wird lediglich eine Linie für die Richtung der Route angezeigt, eine Routenberechnung auf dem Gerät ist nicht möglich. In der Praxis hat das aber recht gut funktioniert, wenn man nicht gerade in einer größeren Kreuzung in einer Stadt steht.

Auch die Aufzeichnung und das Laden der Tracks in MyTourbook funktioniert ohne Probleme. Das Gerät wird unter Linux als Wechseldatenträger angezeigt, und die Aktivitäten sind als FIT-Dateien abgelegt. Diese werden direkt von MyTourbook verstanden, oder können per gpsbabel umgewandelt werden.

Vor dem Kauf hatte ich für einen Moment Zweifel, da der GPSRadler schreibt:

Leider kann GPSBabel nicht mit dem neuen FIT-Protokoll 2.0, welches von aktuellen Garmin (Wearable) Geräten genutzt wird umgehen. Eine Umwandlung ist deshalb mit GPSBabel nicht (mehr) möglich.

Es war unklar, ob es eventuell wegen zu neuen Formaten zu Problemen kommen kann — dem ist aber nicht so.

Die Softwareschwächen von SIGMA

Da ich meine Routen gerne am PC mit BRouter plane, habe ich versucht, die nächste Tagestour direkt zu übertragen. Dazu habe ich meine Route mit gpsbabel ins FIT-Format konvertiert und in den entsprechenden Order auf dem Rox abgelegt.

Leider hat diese Richtung der Datenübertragung nicht so gut funktioniert: Der Track war korrupt und wurde nicht richtig angezeigt. Der Titel war abgeschnitten, die GPS-Punkte nicht vorhanden. Auch bei einem anderen Test wurde der Track nicht richtig übertragen.

Interessanterweise trat dasselbe Problem auf, als ich mit dem SIGMA Data Center aus einer VM den Track übertragen wollte. Nur die Übertragung per SIGMA Ride App von meinem Smartphone hat ohne Probleme funktioniert.

Auch die neue Funktion, dass der Rox Abbiegehinweise anzeigen kann, konnte ich so nicht nutzen. Da der Rox keine eigene Navigation und kein eigenes Kartenmaterial mitbringt, müssen die Abbiegehinweise im Voraus in die Track-Datei mit eingefügt werden. Und das funktioniert nur, wenn man den Track von Komoot, dem SIGMA Data Center oder der "Search & Go" Funktionalität planen lässt. Sie können nicht nachträglich in einen importierten Track eingefügt werden, was genau die Funktion wäre, die ich bräuchte.

Ein weiteres kleines Manko der App ist, dass sie nur startet, wenn Bluetooth aktiviert ist. Das ist etwas komisch, immerhin gibt es durchaus Funktionen, für die die Kopplung mit dem Rox nicht notwendig ist, und die auch ohne Rox funktionieren. Es funktioniert auch, wenn man die App Bluetooth aktivieren lässt, und es dann direkt wieder deaktiviert. Aber die Bluetooth-Aktivierung abzulehnen, funktioniert nicht — die App wiederholt die Abfrage dann. Naja.

Die Datenschutzschwächen von SIGMA

Meine Anforderungen an Software sind "nicht mainstream", da ich vermutlich mehr Wert auf Datenschutz lege als der Durchschnittsnutzer. Gerade bei GPS-Daten ist es mir aber wichtig, dass ich möglichst wenig davon an den Dienstleister (oder noch schlimmer, irgendwelche Werbe- oder Analysefirmen) abgebe.

Man muss auch zugeben, dass sich die SIGMA Datenschutzhinweise (Link auf die Version vom 23.05.2023) besser lesen als die von anderen Onlineplattformen; dennoch gibt es hier einige Dinge zu bemängeln, vor allem in der Umsetzung in der App.

So ist es zum Beispiel so, dass das Drücken auf den "Teilen"-Button auf einer Aktivität diese nicht exportiert, sondern transparent und ungefragt im Hintergrund auf eine SIGMA Webseite (https://sigma-sharing.com) hochlädt, und dann den Link zu dieser Seite teilt.

Das ist natürlich schade, da von diesem Verhalten in den Datenschutzhinweisen keine Rede ist, und es sich auch nicht abschalten lässt. Es finden sich auch keine Informationen, wie lange die Aktivität gespeichert ist. Die Privacy Policy erwähnt nur Fristen für Weblogs, Cookies und Statistiken.

Es ist daher zwar nett, dass man schnell eine nette Übersicht der Aktivität mit Freunden teilen kann, jedoch wird dabei ohne Warnung oder Bestätigung die Aufzeichnung an SIGMA geleitet, und danach hat man keine Kontrolle mehr.

Dazu kommt noch die interessante Auswahl, falls ein korrupter Track gefunden wird (siehe vorheriger Abschnitt):

Sigma device sync error, offering to upload the file so Sigma.

Wieso ist es nicht möglich, die Route zu löschen ohne sie zu SIGMA zu senden?

Die Verlustschwächen von SIGMA

Als letzten Punkt möchte ich noch erwähnen, dass mein Rox sich bei der zweiten Tagestour kurz vor der Ankunft von sich aus neugestartet hat. Dabei wurde die laufende Aufzeichnung abgebrochen, und es wurde keine Aktivität gespeichert.

Da die Aktivitätsaufzeichnung gefühlt 60% des Rox ausmacht, ist es besonders ärgerlich, dass das nicht besser funktioniert hat. Ich weiß nicht, ob es ein Hardware- oder ein Softwareproblem war, aber ein Tracker, bei dem ich Angst haben muss, dass meine Aufzeichnung jederzeit verloren gehen kann, wird seiner Funktion nicht gerecht.

Hier wäre es wünschenswert, wenn der Status regelmäßig zwischengespeichert wird, sodass bei einem Fehler nur einige Sekunden/Minuten der Aufzeichnung verloren gehen, oder wenn die permanente Handy-Koppelung genutzt wird, um eine Sicherungskopie direkt auf dem Handy anzufertigen.

Fazit

Das Training mit dem Rox macht Spaß, und er kann meine Erwartungen größtenteils entsprechen. Es führt allerdings fast kein Weg an der SIGMA Ride App vorbei, da das die einzige Option ist, den Rox zu personalisieren, und die zuverlässigste Option, geplante Routen auf den Rox zu übertragen. Die App kommt mit ihren eigenen rauen Kanten, die sich aber vielleicht noch ausbessern lassen.

Die größte Enttäuschung für mich war der Verlust der Trainingsdaten. Für ein Gerät, dessen Hauptaufgabe die Trainigsaufzeichnung ist, sollte das nicht passieren.

Nachtrag (17. Juni 2023)

Nachdem ich das Rox mit zugehöriger App noch etwas getestet habe, möchte ich folgende Punkte nachtragen:

  • Das Problem mit der verlorenen Aufnahme ist nicht nochmal aufgetreten. Dennoch wäre es natürlich schön, wenn es gar nicht in dem Maße auftreten könnte.
  • Man kann die App ohne Bluetooth nutzen, Bluetooth ist nur für die "Ride"-Ansicht wichtig — was lustigerweise auch die Standardansicht beim Öffnen der App ist. Wenn man im richtigen Tempo tippt, kann man zwischen zwei Bluetooth-Fragen den Bildschirm wechseln (zum Beispiel auf "Activities" oder "Tracks").
  • Etwas unhandlich scheint mir das Löschen von Aufzeichnungen vom Gerät. Während das Übertragen von Tracks hauptsächlich in der App gut funktioniert, scheint es keinen Weg zu geben, eine Aufzeichnung vom Gerät zu löschen — das muss man über die USB-Verbindung erledigen. Das "Löschen" in der App löscht nur die Daten in der App, nicht auf dem Gerät.